Ernst Poertgen
 

Hier einige Berichte über meinen Großvater, zusammengestellt aus Presseberichten der damaligen Zeit. Auch im Archiv von Schalke04 war einiges über ihn zu finden.
__________________


Erstmal ein kleiner Bericht, den ich mal für einen Bekannten geschrieben habe:

Ernst Poertgen


Geboren wurde er am 25.1.1912 in Altenessen. Dort verbrachte er seine Schulzeit. Danach erlernte er den Beruf des Maler- und Anstreichers.
Seine Jugend verbrachte er beim BV Altenessen, bei dem er schon als 17jähriger in der 1. Mannschaft zum Einsatz kam. Von dort aus wechselte er zum ETB Schwarz Weiss Essen. Schon dort liebäugelte er mit einem Wechsel zu den Köngisblauen. Dies galt in Essen jedoch als Hochverrat! Und am Veto seiner Eltern scheiterte ein Wechsel.
Der Trainer Hans "Bumbas" Schmidt holte ihn dann Anfang der 30er Jahre zum 1. FC Nürnberg. Dort plagte ihn jedoch das Heimweh! Und so wechselte er dann im Jahre 1934 zu unserem S04! Da dies zur damaligen Zeit aber noch nicht so unkompliziert möglich war wie heute, wurde er fast ein Jahr gesperrt. Und musste auch beim 34er Endspiel zuschauen.
Zwischen 35 und 38 kam dann seine große Zeit, in der er auch Nationalspieler wurde. Bei 3 Einsätzen erzielte er 5 Tore. Da er jedoch, genau wie Ernst Kuzorra, ein sehr loses Mundwerk hatte, blieben weitere Einladungen vom Reichstrainer Dr. Otto Nerz aus.
In Bonn-Beuel wurde im Jahre 1936 das dortige Stadion des SV Beuel 06 eingeweiht. Zum Eröffnungsspiel erschienen dann die "Knappen" dort. Auch der SV Beuel 06 brachte zur damaligen Zeit einen Nationalspieler hervor. Er hieß Franz Elbern und wurde Jahre später ein sehr guter Freund meines Großvaters. Franz Elbern nahm auch an den Olympischen Spielen 1936 teil.
Nach dem angesprochenen Eröffnungsspiel machte die Schalker Mannschaft dann am Abend noch einige Kneipen im Bonn "unsicher"!
Bei diesem Rundzug kehrte die Mannschaft dann auch in der Gaststätte "Zum Leuchtturm" in Bonn ein, in der ein junges Mädchen hinter dem Tresen stand, welches meinem Großvater direkt zu Gefallen schien. Es war meine Großmutter Maria.
Daraus wurde dann eine Liebschaft, die auch auf die Entfernung weiterhin bestand.
1937 zog es meinen Großvater dann komplett nach Bonn. Bis ins Jahre 1938 pendelte er zwischen Bonn und Gelsenkirchen hin und her.
Aber Ende des Jahres 1938 beendete er dann seine Karriere auf Schalke und verzog ganz nach Bonn. ´
Dann kamen die Kriegsjahre und er wurde in München stationiert. Dort schloß er sich dem FV Wacker München an. Im Jahre 1942 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wurde nach Colorado/USA ins "Camp Carson" verschifft.
Selbst in dem dortigen Camp wurden Fußballmeisterschaften ausgetragen. Die Mannschaft meines Großvaters war wohl dort die erfolgreichste. Im Jahre 1946 kehrte er nach Bonn zurück. In der Zwischenzeit war er Vater geworden (1942). Nach der Rückkehr durfte er dann seinen Sohn das erste Mal in die Arme nehmen.
Er eröffnete mit meiner Großmutter eine Gastwirtschaft in Siegburg (Nähe Bonn). Als mein Vater in die Schule kam, gaben sie die Gaststätte auf und eröffneten in Bonn-Kessenich das Lokal "Zur Rosenburg"! Dort blieben sie bis 1954. Im Jahre 1954 erwarben meine Großeltern dann einen Hotelbetrieb in Bonn-Beuel, direkt an der dortigen Rheinbrücke. Dies war dann ab dem Jahre 1963 auch mein Elternhaus.
Im Jahre 1979 kam dann endlich der wohlverdiente Ruhestand. Mein Vater übernahm den Gastronomiebetrieb und meine Großeltern zogen nach Mondorf in der Nähe von Bonn und genossen ihren Ruhestand. Anfang der 80er Jahre wurde mein Großvater dann bei einem Verkehrsunfall so schwer verletzt, dass er ein Bein verlor. Er ließ sich jedoch nicht unterkriegen und war wieder guter Dinge und bei bester Gesundheit, als er im Oktober 1986 einen Schlaganfall erlitt und schließlich im November 1986 verstarb. Dies war ein sehr großer Schock für unsere Familie, da es sehr plötzlich kam. Ich habe noch 3 Geschwister, von denen jedoch nur ein Bruder so dem "blau-weissen Virus" verfallen ist, wie mein Vater und ich!


Ich habe oft stundenlang mit ihm in Beuel am Rheinufer gesessen und habe seinen Geschichten gelauscht. Es war faszinierend. Seit diesen Tagen bin ich Schalker mit Leib und Seele.  

Ich erinnere mich immer gerne an diese Zeiten zurück!

----------------------------------------------------------------------------------------------------

Weitere Presseberichte:


ein BildZweite deutsche Meisterschaft: 6:4 gegen den VfB Stuttgart. 74.000 Zuschauer erleben in Köln die Treffer von Ernst Poertgen (3), Ernst Kalwitzki, Ala Urban und Rudi Gellesch.

-------------------------------------------------------------------------------------------------- 

Ein weiterer Bericht von der Homepage des FC Schalke 04 zu seinem Todestag am 3.11.!

03.11.2004: Vor 18 Jahren starb Ernst Poertgen

Dieser Mann war die personifizierte Tor-Garantie. Mit Quoten, die jeden Angreifer vor Neid erblassen lassen. Drei Länderspiele - fünf Tore; 59 Gauligapartien für die Königsblauen - 59 Treffer: Ernst Poertgen war Schalkes Mittelstürmer in den 30er-Jahren. Erst seine große Liebe trennte den gemeinsamen Weg, den Spieler zog es nach Bonn, wo er am 3. November 1986 starb.

Aufgewachsen in Essen trat Ernst Poertgen (*25. Januar 1912) als Jugendlicher dem BV Altenessen bei. Schon mit 17 Jahren gab er sein Debüt in der ersten Mannschaft, wechselte als 19-Jähriger jedoch zu Schwarz-Weiß Essen, der ihm damals die bessere sportliche Perspektive bot. Drei Jahre kickte er beim ETB, ehe er den Schritt zum ruhmreichen 1. FC Nürnberg wagte.

Er blieb allerdings nicht lange. Ausgerechnet ein Franke lotste ihn zurück ins Ruhrgebiet. Poertgen hatte Hans "Bumbas" Schmidt, seit 1933 Trainer der Schalker, erzählt, dass er beim Club einfach nicht warm werde würde. Die Art der Franken liege ihm nicht. Schmidt schaltete blitzschnell und lockte ihn 1934 an den Schalker Markt. Ein echter Glücksgriff: Poertgen trug mit seiner Spielübersicht, seiner Raffinesse, seiner Sprung- und Schusskraft viel zu Schalkes Erfolgen bei.

Bei dem Endspiel 1934, als die Knappen gegen den ehemaligen Poertgen-Club die erste Meisterschaft gewannen, musste der Spieler noch zuschauen. Der Verband hatten dem "Pöttinger" - in Anlehnung an den berühmten Nationalspieler Josef Pöttinger von Bayern München - eine neunmonatige Sperre aufgebrummt. Somit konnte er erst 1935 den ersten Titel mit den Blau-Weißen feiern. Er traf beim 6:4-Sieg im Finale um die deutsche Meisterschaft viermal für seinen neuen Verein.

Es war das erste von sechs Schalker Endspielen, an denen der gelernte Anstreicher und Maler teilnahm. Ernst Poertgen wurde dreimal Deutscher Meister (1934, 1935 sowie 1937) und gewann einmal (1937) den Pokal. In dieser Zeit absolvierte er zudem drei Spiele für die DFB-Elf, in denen er fünf Tore erzielte.

Neben seiner Technik und seinen Finten wurde an ihm seine Nervenstärke geschätzt. Zeigte der Schiedsrichter auf den Punkt, hatte der "Pöttinger" seinen großen Auftritt. Anlauf, schnelle Täuschung und drin war der Ball. Selbst kurz vor Ende einer Begegnung übernahm er Verantwortung. So brachte er am 31. Oktober 1937 in Braunschweig beim Spiel in der dritten Runde des DFB-Pokals seine Mannschaft ins Viertelfinale. Er verwandelte in der 120. Minute einen Elfmeter zum 1:0-Sieg.

1937 heiratete er eine Wirtstochter aus Bonn. Sein privates Glück sorgt dafür, dass er ein Jahr pendelte, doch schließlich 1938 den Verein verließ. Seinen Platz im Sturmzentrum nahm der Röhlinghauser Hermann Eppenhoff ein.

In Bonn schloss sich Ernst Poertgen dem FV an, ehe ihn der Militärdienst nach München verschlug, wo er für Wacker drei Jahre lang das Trikot überstreifte. Nach dem 2. Weltkrieg kehrte er nach Bonn zurück und eröffnete zusammen mit seiner Frau einen Hotelbetrieb in Bonn-Beuel direkt an der Rheinbrücke.

Bis zu seinem Tod besuchte er immer wieder seine alten Schalker Kameraden rund um die Glückauf-Kampfbahn. Zuletzt jedoch im Rollstuhl. Ein Diplomaten-Wagen hatte ihn überfahren. Bei dem Unfall verlor er sein rechtes Bein.

-------------------------------------------------------------------------------------------------

Bericht zur Schalker Meisterschaft 1937

Die Schalker Vereinsfamilie fieberte diesem Endspiel am 20. Juni 1937 entgegen. Nach der gewonnenen Meisterschaft 1935 verloren die Knappen zwei Pokalfinals in Serie. Erst unterlagen sie dem 1. FC Nürnberg, im Januar 1937 hieß der Sieger VfB Leipzig. Zudem schieden die Königsblauen im Meisterschaftsrennen 1936 bereits im Halbfinale (0:2 gegen Nürnberg) aus. Gegen den Club wollten sie sich endlich für die titellose Zeit revanchieren. Die Mission gelang - dank Fritz Szepan.

Er war als Mittelläufer Dreh- und Angelpunkt des Schalker Spiels. Er fing die Angriffe der Süddeutschen ab und leitete die Offensiv-Bemühungen der Westdeutschen ein. Dabei war Szepan zu Beginn des Spiels gar nicht als zentraler Mann im Mittelfeld vorgesehen.

Mittelläufer Ötte Tibulsky verletzte sich am Kopf und musste einige Zeit behandelt werden. Trainer Hans "Bumbas" Schmidt war gezwungen, die Aufstellung zu ändern. Tibulsky spielte fortan Rechtsaußen, Ernst Kalwitzki agierte auf Halbrechts, und Szepan rückte auf Tibulskys Position.

Die Umstellung schadete Schalkes Angriffsbemühungen nicht. Ganz im Gegenteil: Szepan konnte nun im Mittelfeld dirigieren und seine Stürmer gekonnt in Szene setzen. Zählbarer Erfolg stellte sich in der 26. Minute ein: Adolf Urban wurde von Ernst Kuzorra freigespielt und brachte den Ball in die Mitte, wo Ernst Poertgen
am Elfmeterpunkt wartete und keine Mühe hatte, den Keeper der Nürnberger zu überwinden - 1:0.

Das Spiel der Franken war zu durchsichtig. Immer wieder versuchten die Cluberer, durch die Mitte zum Erfolg zu kommen. Die Jungs aus dem Kohlenpott störten geschickt und hatten auf der anderen Seite eine Reihe von Möglichkeiten, die aber ungenutzt blieben. Mit einem knappen Vorsprung der Schalker gingen die Akteure in die Pause.

Nach dem Seitenwechsel drängten die Westdeutschen auf den zweiten Treffer. Zweimal verhinderte die Latte die vorzeitige Entscheidung. Nach einer Stunde stand Schiedsrichter Birlem im Mittelpunkt des Geschehens. Der Nürnberger Sepp Schmitt "senste" Kalwitzki vor der Gegentribüne um. Der Schalker musste vom Platz getragen werden. Und auch Schmitt verließ in der gleichen Minute das Feld, Birlem hatte ihm die rote Karte gezeigt.

Kalwitzki hingegen konnte nach sechs Minuten Behandlungszeit wieder mitwirken und stellte in der 81. den Endstand her. Er dribbelte durch die Club-Abwehr, ließ Torwart Köhl aussteigen und schob zum 2:0 ein. In den Schlussminuten hatten die Knappen weitere Möglichkeiten, das Ergebnis eindeutiger zu gestalten. Da aber Urban nur den Pfosten traf, und Kuzorra den Ball knapp neben das Tor setzte, blieb es beim 2:0-Erfolg.

FC Schalke 04 - 1. FC Nürnberg 2:0 (1:0)

Schalke: Klodt, Bornemann, Schweisfurth, Gellesch, O. Tibulsky, Berg, Kalwitzki, Szepan, Poertgen, Kuzorra, Urban.

1. FC Nürnberg: Köhl - Billmann, Munkert, H. Uebelein, Carolin, Oehm, Gußner, Eiberger, Friedel, Schmitt, J. Uebelein

Tore: 1:0 Poertgen (26.), 2:0 Kalwitzki (81.)
Zuschauer: 101.000
Schiedsrichter: Birlem

 

Hier noch ein Bild von einer Ausgabe des Kicker nach dem Endspiel. Dies dürfte noch eins der wenigen Exemplare sein, die es davon gibt.
ein Bild


 
 
  Bis jetzt waren 109005 Besucher (273927 Hits) auf dieser Seite.  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden